Mittwoch, 7. Dezember 2016

Demografie muss wieder zurück auf die Agenda von Kommunen!

In den letzten 12-15 Monaten, so der Tenor vieler kommunaler Akteure, ist der demografische Wandel aufgrund der Flüchtlingssituation kein so wichtiges Thema mehr. Vor allem mangels personeller Kapazitäten wurde der Fokus auf die neuen Aufgaben gelegt werden. Ein auf den ersten Blick verständliches Vorgehen, jedoch macht es deutlich, dass dabei meist nicht erkannt wurde, dass es sich hierbei eigentlich um eine Aufgabe handelt, die zur Demografie gehört.


Älter, bunter, weniger

Der Demografische Wandel wird oft verkürzt mit den 3 Faktoren älter, bunter und weniger umschrieben. Durch die Geflüchteten hat der Faktor „bunter“ eine ganz neue Dimension erhalten. Nach den Aufgaben der Erstversorgung flüchtender Menschen in den ersten Monaten, besteht die Herausforderung zunehmend darin, neben der sozialen Integration der Menschen, dafür zu sorgen, dass die Integration ins Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt sicherzustellen.


Älter: Die Zahl der Pflegebedürftigen in NRW wird rasant steigen

Gestern teilte das Statistische Landesamt mit, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in NRW bis 2060 um bis zu 63 Prozent steigen wird. Neu ist diese Entwicklung nicht. Schließlich ist seit Jahren bekannt, dass eine steigende Lebenserwartung früher oder später dazu führt, dass ältere Menschen Unterstützung, Betreuung und Pflege brauchen. Die zunehmende Alterung ist für jede Kommune eine Herausforderung, die nicht erst seit den neuen Zahlen bekannt ist. Fraglich ist jedoch ob alle Kommunen bereits wirksame Antworten auf Ihre Fragestellungen gefunden haben. Vor allem vor dem Hintergrund knapper Kassen.



Wir können es uns nicht leisten, dass sich die Schere im Alter zwischen arm und reich weiter öffnet

Das Statistische Landesamt ergänzte seine Zahlen um die Aussage, dass davon auszugehen ist, dass mit einer steigenden Lebenserwartung auch eine bessere Gesundheit verbunden ist. Laut Aussagen des VdK NRW- Vorsitzenden Horst Vöge zeigen die Erfahrungen der letzten Jahren, dass „Bildung und Gesundheitsbewusstsein dazu führen, dass Pflege später einsetzten kann“.

In diesem Zusammenhang haben Kommunen ganz zentrale Aufgaben wie z.B. Schaffung einer wohnortnahen Infrastruktur sowie Anpassung der Hilfen im Alltag einer alternden Gesellschaft. Obwohl die Zahlen seit Jahren bekannt sind, der Denkprozess vielerorts gestartet ist, mangelt es immer noch an ausreichenden Angeboten, die darauf abzielen, Eigen- und Selbständigkeit zu fördern und Pflege so lange wie möglich zu vermeiden. Mit ehrenamtlicher Unterstützung allein wird die notwendige Infrastruktur in Kommunen nicht aufzubauen sein. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass laut aktueller Umfragen a) die Begeisterung fürs Ehrenamt rückläufig ist und b) nicht vergessen werden darf, dass auch die im Ehrenamt Aktiven dem demografischen Wandel unterliegen. Wir brauchen stabile und verlässliche Strukturen, die durch engagierte, ehrenamtlich tätige Bürger und Bürgerinnen ergänzt werden.

Warum nicht mal über Konzepte nachdenken, die in anderen Bereichen bereits erfolgreich sind? Wie wäre es wenn man z.B. das Konzept der Tagesmütter auf Senioren übertragen würde? Und man einen Senioren-Tagesbetreuer schafft, der der zu betreuenden Person in vielfältigen Situationen unterstützend und hilfreich zur Seite steht, z.B. für hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Anleitung und Hilfen bei Ernährung, Gesundheit, Freizeit, Unterstützung bei Wellness, Fitness, Gesunderhaltung, Anleitung und Hilfen im Umgang mit Behörden und Ämtern, Sicherung der Grundhygiene und Ordnung im Haushalt, Hilfe bei der Versorgung von Haustieren, Angebot von individuellen Leistungen wie Fahrdienst, Wäsche etc., Ergänzung und Hilfe bei der ambulanten Pflege.


Wie sieht es in Ihrer Kommune aus?

Vor welcher Herausforderung stehen Sie gerade? Suchen Sie den Erfahrungsaustausch? Wie gehen Sie das Thema gerade an?

Die regionalen DemografieCircle bieten Ihnen die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, neue Ansätze und Vorgehensweisen zu diskutieren.


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Quelle: Veröffentlichung Statistisches Landesamt



 Autor/in: Ursula Liphardt